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Die Wildkatze aus dem Inselbad liebt das kühle Nass

Panther-Projekt. Das Geschichts-Puzzle einer jungen Landsberger Forschergruppe führt auf den Fliegerhorst Penzing.

Von Karla Schönebeck

Landsberg, Penzing Der jüngste Anruf eines in Sachen Spurensuche des soziokulturellen Projektes „Der Panther im Inselbad“ führte die junge Forschergruppe um Wolfgang Hauck aus der Innenstadt in die Weilheimer Straße. Vorher hatten sie bereits einen weiteren Standort, den Mutterturm, in Augenschein genommen, die Gießerei besucht, in der der Panther seine jetzige Form angenommen hatte, und das Leben seines Erschaffers, Fritz Behn, auszuleuchten versucht.

Der Landsberger Karl Schmid konnte sich noch gut an die Erzählungen seines Großvaters erinnern. „Der war Pächter des Pfletschbräus“, berichtete der Zeuge vom Hörensagen, „bei Spaziergängen am Mutterturm hat er mir immer wieder gesagt, dass man den Panther kurz nach Kriegsende in seinem Bierkeller in Sicherheit gebracht hätte“. Verstanden habe er das nicht ganz genau, nur so viel: die Bronzeplastik sei wohl aus Penzing gekommen. Penzing als ursprünglicher Standort war indes im Laufe der Recherchen immer wieder aufgetaucht.

Vorsorglich hatte man sich deshalb schon vor einigen Wochen an den Kommodore des Lufttransportgeschwaders LTG 61, Daniel Draken, gewandt. Der hatte versichert: „Sie erhalten unsere vollste Unterstützung“. Nachdem das Gelände des Fliegerhorstes für eine gründliche Untersuchung vor Ort freigegeben war, machten sich die Schüler und Flüchtlinge auf den Weg, ausgerüstet mit Videokameras und Aufnahmegeräten. Dass man in Deutschland auf ein Militärgelände auch als Zivilist gelangen kann, verwunderte vor allem die an dem Projekt beteiligten Flüchtlinge. „Das wäre bei uns in Afghanistan undenkbar“, meinte Zaker Alizade. Die Verwunderung sollte noch größer werden.

Oberst Daniel Draken ließ es sich nicht nehmen, die Geschichtsforscher persönlich zu empfangen. Und, er hatte gleich einen ganzen Stab zur Betreuung auf dem Fliegerhorst zusammengestellt: „Kunst und Bundeswehr, das ist schließlich auch für uns Neuland“.

Wie sehr auch die Uniformierten von dem Projekt angetan waren, merkten die Beteiligten, als ein pensionierter, ehemaliger Hubschrauberpilot zu der Gruppe stieß. Dieser hatte nämlich bereits vor Jahrzehnten eine Fotografie des Panthers gerahmt und sie in einem der Flure aufgehängt. Sie zeigt den „Inselbad-Panther“, diesmal jedoch am Wasserbassin vor dem Offizierskasino. „Ich habe ihn seinerzeit sofort wiedererkannt, nachdem er irgendwann wieder im Inselbad aufgetaucht ist“, berichtete er den jungen Forschern.

„Die haben wirklich an nichts gespart“, fasste Amelie Bader ihre Eindrücke zusammen, nachdem sie unter anderem Peter Hammer, Hauptmann und Kasernenkommandant, oder Stabsfeldwebel Herbert Wintersohl, Architekturfachmann im Fliegerhorst, über das weitläufige Areal geführt hatten. Ein Gebäudecarrée erinnerte die Jugendlichen eher an einen Klosterhof denn an eine militärische Anlage. Da sich Deutschland Mitte der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts noch nicht wiederbewaffnen durfte, erfuhren sie, habe man auch aus Gründen der Tarnung wohl diese Form der Architektur gewählt. Wie der Panther nach Penzing gelangt war, darüber konnten auch die Experten nur spekulieren.

Foto Badr Alamahr - Fliegerhorst Penzing Terrrasse mit Bild aus Werner Rittich - Architektur und Bauplastik der Gegenwart

Fliegerhorst Penzing auf der Terrasse – historische Aufnahme im Vergleich mit der Gegenwart, Foto Bader Alamahr

Zwischenzeitlich war ein weiteres Foto der Bronzeskulptur aufgetaucht. Es zeigte die möglicherweise identische Wildkatze im Umfeld des damaligen Reichsluftfahrtministeriums. „Ein Fragezeichen mehr“, stellte Katharina Grenzmann etwas ratlos fest. Auch der Kasernenkommandant der Welfenkaserne, Oberstleutnant Gerhard Roletscheck, dem die Jugendlichen zuvor einen Besuch abgestattet hatten, war die Panther-Geschichte nicht unbekannt: „Es gab sogar Gerüchte, dass es sich um zwei Exemplare gehandelt habe“. Geredet würde allerdings viel. Er wisse lediglich, dass als Standort das Reichsluftfahrtministerium genannt worden sei.

Foto Fliegerhorst Penzing mit Panther ca 1937-38

Ansicht Terrasse Offizierskasino Penzing mit Panther 1937/1938
Quelle 1. Fliegerhorst Penzing, LTG 16, Fotograf: Unbekannt
Quelle 2. Das Bild ist abgebildet in: „Deutsche Baukunst,“ Hrsg. Albert Sperr, 1941. Die Originale Bildunterschrift lautet: „Bauverwaltung der Luftwaffe, Offizierskasino eines Fliegerhorst“, Quellenabgabe: Bauabteilung des Reichsluftfahrtministeriums

Wiederum wurden Fachbücher gewälzt, um doch nur zu einem Ergebnis zu gelangen: Nichts Konkretes. In der Tat gehen zahlreiche Publikationen, unter ihnen auch ein Buch von Albert Speer aus dem Jahr 1941, auf den Bau von Fliegerhorsten, ein. In ihm ist zwar der Panther in Penzing abgelichtet, allerdings nur als anonymes Architekturbeispiel. Der Berliner Historiker Joachim Zeller (das LT berichtete) hatte für den Standort Penzing die Spende eines Mäzens des Künstlers Fritz Behns in Betracht gezogen, da dieser sich trotz seiner völkisch-rassistischen Gesinnung nach 1933 nicht länger der Gunst der Nazis erfreuen konnte.

Foto aus Werner Rittich - Architektur und Bauplastik der Gegenwart

Terrasse mit Panther
Aus Werner Rittich – Architektur und Bauplastik der Gegenwart. Die Originalbildunterschrift: „Bauabteilung des Reichsluftfahrtministeriums: Fliegerhorst in Oberbayern; Panther von Fritz Behn“

Foto Conny Kurz -Karla Schönebeck - Daniel Draken - Manfred Deiler - Wolfgang Hauck

Gruppenbild im Flur des Offizierskasinos Fliegerhorst Penzing
Karla Schönebeck, Oberst Daniel Draken, Manfred, Deiler, Wolfgang Hauck – Teilnehmer der Podiumsdiskussion am 9.4., Foto: Conny Kurz

„Ein Panther, mehrere Exemplare, und so viele Standorte“, entfuhr es beinahe verzweifelt Katharina Grenzmann. Bader Alahmar, der Kameramann des Teams aus Syrien, tröstete sie: „Wait and see. Am Ende werden wir das Rätsel lösen.“

Spätestens am 9. April 2016: dann findet im Sitzungssaal des Landratsamtes eine öffentliche Podiumsdiskussion statt.