Die Spuren führen auch zum Mutterturm
Von Karla Schönebeck
Landsberg. So, wie sie sich in die Geschichte Landsbergs geschlichen hat, ist man geneigt zu sagen „typisch Wildkatze“. Als Bronzeplastik steht sie seit Jahrzehnten wie selbstverständlich im Inselbad. Spuren hat der Panther indes nur wenige hinterlassen. Woher er genau kommt, weiß im Grunde genommen niemand. Nicht nur das.
Vermutungen, erste Gespräche mit denen, die Hintergründe wissen können, machten die Geschichte noch undurchsichtiger und damit spannender. Deshalb hat sich vor einigen Wochen eine junge „Forschergruppe“ aus Landsberger Schülern und Flüchtlingen daran gemacht, das Geheimnis um den rätselhaften Panther zu lüften.
Wie das Landsberger Tagblatt bereits berichtete, geht die Initiative dieser besonderen Spurensuche auf Wolfgang Hauck vom Kulturverein „dieKunstBauStelle e. V.“ zurück, den wiederum die Journalistin Karla Schönebeck auf den Panther aufmerksam gemacht hatte.
Hauck war fasziniert und erkannte sofort, welche Möglichkeiten sich auch künstlerisch mit dem Projekt „Der schwarze Panther“ verbinden. Mittlerweile ist er davon überzeugt, gemeinsam mit den Jugendlichen auch einen für die Stadt wichtigen Geschichtsbeitrag erarbeiten zu können. Mehr noch: „Es kann leicht sein“, erklärt Hauck, „dass der Panther im Inselbad mit seiner Geschichte eines der herausragenden Themen 2016 werden kann.“
Die jungen Teilnehmer der „Forschungsgruppe“ pflichten Hauck bei. Für Katharina Grenzmann, 16, steht fest: „Das ist alles sehr nebulös und wird immer spannender“. Auch Badr al Ahmar, erst vor vier Monaten nach Landsberg gekommen gibt es keinen Zweifel: „Das ist ein Geschichtskrimi.“ Der syrische Flüchtling ist Kameramann und begleitet dokumentarisch die Recherchen.
Bevor jedoch auch diese Erkenntnisse in Form von Installationen, Videos, Interviews und einer Ausstellung umgesetzt werden, geht es erst einmal darum, weitere Zeitzeugen zu finden, Bücher zu wälzen, Archive zu durchforsten. Erste Ergebnisse liegen bereits vor.
Der ehemalige Landsberger Landrat Walter Eichner hatte sich nach der ersten Veröffentlichung im Landsberger Tagblatt bei Wolfgang Hauck gemeldet. In seiner Kindheit, in den 50er Jahren, war ihm der Panther weniger als Kunstwerk begegnet, sondern unter gänzlich anderen Vorzeichen: „Im alten Inselbad, im Westen zwischen Bad und Lech, war ein schöner Brunnen. Oben drauf stand ein Nacketer mit einem Speer in der Hand. Als Kind hat man sich nichts dabei gedacht.“ Eichner erinnert sich genau, dass in der Nähe dieser Plastik eben auch der Panther stand. Als Kind sei man in dem damals unbeheizten Bad, zuweilen bei 16, 17 Grad solange im Wasser geblieben, bis die Lippen blau geworden seien. „Der Panther“, so Eichner, „war für uns wie eine blecherne Wärmflasche. Da ist immer ein Run losgegangen, wer sich als erster auf den Panther legt“.
Der Sperträger im alten Inselbad
Foto privat
Diese Aussage ließ nicht nur Wolfgang Hauck stutzen: „Bis jetzt sind wir immer davon ausgegangen, dass der Panther erst mit dem Neubau im Jahre 1972 seinen Weg ins Inselbad gefunden hat“. Tatsache ist, dass er älteren Landsbergern als besondere Dekoration am Mutterturm im Gedächtnis geblieben ist. Wie zum Beispiel Hannelore Böhm. Das Datum ihrer Konfirmation weiß sie noch ganz genau. Am 17. April 1957 hatten sie und ihre Familie Besuch von Verwandten aus der Nähe von Ulm. Dabei entstand ein Foto, das sie bis heute aufbewahrt hat: „Wir wohnten in der Pflugfabrik und haben uns als Kinder oft zum Mutterturm geschlichen und heimlich auf den Panther gesetzt. Das war so etwas wie eine kleine Mutprobe, ein richtiges Highlight.“
Panther mit Familie Böhm
April 1957: Quelle Hannelore Böhm
Da auch der kleine Walter Eichner ein Foto vor dem Mutterturm mit Panther besitzt, auf dem er mit seinem Bruder und der Ehrfurcht einflößenden Tante „Pausa-Liesl“ zu sehen ist, war die Verwirrung perfekt. Ab wann stand der Panther am Mutterturm? Wo stand er ursprünglich? Im Inselbad oder in der von-Kühlmannstrasse? Wie oft und wann wurde er zwischen den beiden bisher bekannten Standorten hin- und her bewegt?
Walter Eichner mit dem großen Bruder Anton und der „Pauser-Lisl“
Winter 1953: Quelle Walter Eichner
Da selbst die Unterlagen des Stadtbauamtes keinen Hinweis ergaben, sich ehemals Verantwortliche, aber auch ausgewiesene Landsberg-Experten wie Mitglieder des Historischen Vereins an keinen offiziellen Vorgang erinnern konnten, bleibt die Odyssee der imposanten Wildkatze weiterhin rätselhaft.
Über die Recherchen der jungen „Forschergruppe“ von „dieKunstBauStelle e.V.“ berichten wir weiter. „Für sachdienliche Hinweise sind wir dankbar“, sagt Wolfgang Hauck und ergänzt: „Aber auch Gerüchte oder Vermutungen können uns weiterhelfen.“
Pantherbild mit Kindern
Ohne Jahr: Quelle privat